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Insolvenzantrag der Musikschule
Von Klaus HankeLiebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,
mit großem Bedauern wenden wir uns heute an Sie, um Sie über die dramatische Lage unserer Musikschule Wesermarsch e.V. zu informieren. Am 14. August 2025, waren wir gezwungen, einen Insolvenzantrag wegen drohender Insolvenz beim Amtsgericht Nordenham zu stellen. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, doch sie war unvermeidlich, da der Landkreis Wesermarsch die notwendige finanzielle Förderung eingestellt hat, die unsere Arbeit für Sie und Ihre Kinder ermöglicht. Wir möchten betonen: Die Musikschule trägt keinerlei Schuld an dieser Situation. Die Verantwortung liegt allein bei den politischen Entscheidungen und der Verwaltung des Landkreises, die unsere Existenz systematisch gefährdet haben.
Seit über 45 Jahren ist die Musikschule Wesermarsch ein Ort der musikalischen Bildung, an der zwischen 700 und 1200 Schülerinnen und Schüler von engagierten Lehrkräften unterrichtet werden. Unsere Einrichtung, Mitglied im Verband deutscher Musikschulen, steht für Qualität, Gemeinschaft und kulturelle Vielfalt. Doch diese Werte scheinen für die Entscheidungsträger des Landkreises keine Rolle mehr zu spielen.
Im Juni 2023 beantragten wir eine Zuschusserhöhung von 269.000 Euro, um die Gehälter unserer untertariflich bezahlten Lehrkräfte anzupassen und neue Fachkräfte, insbesondere für die elementare Musikpädagogik, zu gewinnen. Der Kreistag bewilligte 2024 einen einmaligen Zuschuss von 150.000 Euro, verknüpfte diesen, besonders die Bewilligung für die Folgejahre, jedoch mit der Auflage, ein Konzept für eine Fusion mit der Kreisvolkshochschule (KVHS) Wesermarsch gGmbH vorzulegen. Wir haben diese Auflage erfüllt: Unser Konzept, inspiriert vom erfolgreichen Modell des Landkreises Gifhorn, wurde am 25. April 2024 vorgelegt. Es sah eine Integration vor, die unsere Identität als Musikschule bewahrt und gleichzeitig Synergien mit der KVHS schafft. Doch die Gesellschafterversammlung der KVHS lehnte unser Konzept ab, mit der Begründung, es sei „zu autonom“.
Stattdessen gründete die KVHS, die zuvor sogar ihr eigenes Fusions-Konzept angelehnt an den Landkreis Friesland abgelehnt hatte, einen eigenen Fachbereich „Musik und Kultur“, der ab 2025 Kurse wie Songwriting oder Ukulele anbietet – ein Angebot, das weder die Tiefe noch die Qualität unseres Unterrichts erreicht
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Die finanzielle Unterstützung des Landkreises wurde für 2025 drastisch gekürzt: Statt der benötigten 437.600 Euro plus 150.000 Euro Zusatzförderung erhalten wir nur noch 282.338 Euro. Gleichzeitig fließen der KVHS 313.400 Euro plus 116.800 Euro für ihr neues Musikangebot zu. Diese Kürzungen, gepaart mit den Nachforderungen der Rentenversicherung (über 30.000 Euro) aufgrund des „Herrenberg-Urteils“, machen es uns unmöglich, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Die Musikschule hat alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Forderungen des Landkreises zu erfüllen. Wir haben alle betriebsrelevanten Unterlagen geliefert, ein durchdachtes Konzept erarbeitet und unsere Bereitschaft zu Kompromissen signalisiert, etwa bei der Proportionierung von Zusammenhangstätigkeiten oder der Verwaltungsstruktur. Dennoch wurden weder unser Vorstand noch die Schulleitung in die Entscheidungsprozesse der KVHS oder des Kreistages eingebunden. Die Politik, angeführt von der Mehrheitsfraktion aus CDU, Grünen und FDP, hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Entscheidung, unsere Zuschüsse zu kürzen und die KVHS mit einem konkurrierenden Angebot zu beauftragen, ist ein klarer Akt der Abwicklung unserer Institution.
Wir protestieren mit Nachdruck gegen diese Behandlung, die unsere 45-jährige Tradition und unsere Verpflichtung gegenüber Ihnen und Ihren Kindern und auch erwachsenen Teilnehmern missachtet.
Die Musikschule Wesermarsch ist mehr als eine Bildungseinrichtung. Sie ist ein Ort, an dem Ihre Kinder ihre Talente entfalten, an dem Gemeinschaft entsteht und an dem Kultur gelebt wird. Unsere Lehrkräfte, ausgebildet an renommierten Musikhochschulen und Universitäten, setzen sich mit Herzblut für Ihre Kinder und alle Teilnehmer unserer Angebote ein. Diese Arbeit wird nun durch politische Entscheidungen, die wir nicht verschuldet haben, unmöglich gemacht. Wir bitten Sie: Stehen Sie an unserer Seite! Gemeinsam können wir zeigen, dass musikalische Bildung im Landkreis Wesermarsch einen unverzichtbaren Wert hat.
Wenn der Wunsch nach weiterem Unterricht nach Abwicklung der Musikschule besteht, wenden Sie sich an Ihre Lehrkraft.
Mit herzlichen Grüßen und in der Hoffnung auf Ihre Unterstützung.
Klaus Hanke
1. Vorsitzender
29.8.2025 07:54
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