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Kleiner Einblick in die heutige Form der Musikvermittlung
Von Evelyne SchröderDie Blexer Kantorin Mareen Osterloh betreut leidenschaftlich gerne Chorgruppen jeden Alters. Musikschullehrkraft Evelyne Schröder liebt es, Kinder für Instrumente zu begeistern. Die beiden tun sich zusammen und bieten im laufenden Schuljahr eine Musik-AG für das erste und zweite Schuljahr an. Die Kirchengemeinde spielt auch mit und öffnet die Pforten des Gemeindehauses. Rund 18 Kinder entschließen sich zu kommen. Einige haben schon im Chor gesungen, manche singen und tanzen gerne zur Musik. Die Vorerfahrungen sind unterschiedlich, das emotionale Level, mit dem die Kinder in der AG aufschlagen, ist es ebenfalls. Manche sind ganz ruhig, warten gespannt auf ihrem Stuhl, was da so kommen mag. Manche wollen sich zwar benehmen, aber nach dem langen Schulvormittag schaffen sie es einfach nicht mehr. Sie müssen erst mal losrennen und ganz laut schreien. Vielleicht aus Frust, vielleicht, um gehört zu werden, vielleicht, weil es ihnen schwerfällt, sich anders als laut zu äußern.
Mareen Osterloh fängt einfach an, „Hin und her, her und hin“, singt sie leise vor. Dabei bewegt sich ihr Oberkörper schaukelnd ebenfalls hin und her. „Da singt einer, dort singt einer.“ Nach und nach fallen die meisten Kinder in das Lied mit ein. Das haben wir doch schon einmal gesungen. Später wird dazu geklatscht, getanzt, sich an den Händen gehalten. Das beruhigt. Gerade diejenigen, die sich womöglich schon den ganzen Morgen überfordert gefühlt haben.
Evelyne Schröder übernimmt irgendwann. Am vergangenen Dienstag ging es um die Notenschrift. Ui… schwierig. „Langweilig“, „Kenne ich schon“, „Ich kann schon ganz viele Noten aufschreiben“. Toll, das freut die Lehrkräfte natürlich. Aber, was soll das denn überhaupt mit den Noten? „Man weiß, ob man da oben oder da unten singen soll“, meint ein pfiffiges Kind. Richtig. Aber, wie bekommt man das ins kindliche Körpergefühl? Ein schönes großes, buntes, rundes Tuch wird ausgepackt. Mareen Osterloh setzt sich an den Flügel, Evelyne Schröder hält mit den Kindern das Tuch fest. Was nun? Erst mal wild sein. Klar. Das Tuch wird wild geschüttelt, gezerrt, sich darunter versteckt. Auch eine Idee. Aber, was ist das? Da klingt eine Melodie ganz hoch, leise und sanft vom Flügel herüber. Wir schaffen es: Das Tuch gleitet sanft in die Höhe. Viele Kinderhände halten es so hoch wie es geht. Dann plötzlich ertönt eine Melodie ganz tief, ganz weit da unten. Wir beugen uns nach unten. Das Tuch saust nach unten. Und wieder klingt es ganz hoch… ach, das macht doch Spaß, mit dem Körper dem Ohr zu folgen. Hoch und nieder, immer wieder.
Aber zurück zu den Noten. Einfach mal malen, was einem in den Sinn kommt! Alles ist richtig. So bunt wie das Tuch. Kreise bei Trommelwirbeln, Wellen und Bögen bei langen Melodieketten finden ihren Weg auf eine ausgebreitete Tapetenrolle. Stifte gibt es genug. Und 18 Kinder malen 15 Minuten lang ohne wildes Geschrei einmütig an ihrem ersten „Notenkunstwerk“. Wir nähern uns mit dem Hummelflug, Schwanensee und der Oberon-Ouvertüre von Weber. Ganz zum Schluss „California Dreaming“ von „The Mamas and The Papas“. Wieder eine Stunde geschafft. Und sie laufen anders auseinander, als sie gekommen sind. Sie haben schließlich zusammen ein erstes Stück geschrieben.
27.9.2024 09:53
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